BR KLASSIK
Der österreichische Gitarrist Wolfgang Muthspiel hat mit seiner neuen Band eine Traumbesetzung verwirklicht. Der großartige Trompeter Ambrose Akinmusire ist ein internationaler Rising Star der vergangenen Jahre. Pianist Brad Mehldau, einer der ganz großen namen dieser Zeit, stand schon lange auf Muthspiels Wunschliste. Mit Bassist Larry Grenadier und Schlagzeuger Brian Blade, seit etwa zwei Jahrzehnten ebenfalls erstrangige amerikanische Jazzer, wiederum arbeitet Muthspiel seit Jahren intensiv zusammen.
Spannende solistische Furchen
Meister des Leisen allesamt, der fein abgestimmten Töne. Der Eleganz. Mit ihnen kann man Spannung aufbauen und ungemein stilvoll lösen. Was man von diesem Quintett hier hört, ist Jazz-Kammermusik: ganz leise Gesprächspartner in einem Austausch voller Sensibilität. Auf einer Konzertgitarre, also einer klassischen Gitarre mit Nylonsaiten, ist Muthspiel unter anderem auf dieser CD zu hören – als einer jener Jazzmusiker, die auch die klassische Gitarrentechnik vorbildlich beherrschen -, aber auch auf der E-Gitarre. Ungemein feine Linien spielt er auf der akustischen Gitarre, in lauter besonders stilvollen Improvisationen. Die E-Gitarre groovt und zieht spannende solistische Furchen.
Wunderschön – und nirgends harmlos
Immer wieder verblüffen die Farben und Temperaturen dieser Band. Bei aller Feinheit entsteht enorme Intensität. Es brodelt im Untergrund: ein Zusammenspiel, das sich immer mehr verdichtet. Traumwandlerisch sicher, wunderschön – und nirgends harmlos. Musikalische Höchstklasse, in die sich auch augenzwinkernder Humor mischt. Sehr typisch: “Den Wheeler, den Kenny”, heißt Muthspiels Hommage an den Trompeter Kenny Wheeler – in der Ambrose Akinmusire verhangen schöne Linien im Geiste des 2014 verstorbenen Gehuldigten spielt. Überhaupt ist es spannend zu hören, wie gut der weiche und nuancenreich abschattierte Klang dieses Trompeters zu den geschmackvoll-lyrischen Stücken Wolfgang Muthspiels passt: Raffinement und Elastizität, die sich nicht doppelt, sondern potenziert.
Für offene Ohren und empfängliche Herzen
Musik, die wunderbar klingt. Und es ist ganz egal, ob man sie Jazz oder anders nennt. Das sind nicht etwa Töne für Spezialisten. Sondern für offene Ohren und empfängliche Herzen. Mit denen hört man sowieso am besten.